Verteilung von Hilfsgüter für syrische Flüchtlinge im Libanon Sept. 2015

Zum dritten Mal führten wir Hilfsgüterverteilungen in Zahle, Libanon durch nahe der syrisch-libanesischen Grenze. Wir versammelten die notdürftigen Flüchtlingsfamilien in der syrisch-orthodoxen Pfarrei und überreichten jeder Familie ein Lebensmittelpaket und ein Hygiene-Set.

Allgemeine Lage im Libanon

Anders als in der Türkei, Jordanien oder dem Irak gibt es im Libanon keine offiziellen UN-Flüchtlingslager. Wer hier ankommt, ist mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Viele Flüchtlinge sind in Schulen, Kellern, in selbst gebauten Zelten oder bei lokalen Bürgern untergebracht. Andere wiederum finden Platz in den von Kirchen und Klöstern zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten, jedoch sind diese schon längst überfüllt. Die allgemeine Situation im Libanon ist sehr instabil und zurzeit stark vom syrischen Konflikt geprägt. Es kommt wiederholt zu
bewaffneten Auseinandersetzungen, speziell in den libanesisch-syrischen Grenzregionen. Ebenfalls besteht eine ständige Gefahr von terroristischen Akten gegen politische und gesellschaftliche Einrichtungen. Gerade diverse Stadtviertel Beiruts waren in letzter Zeit vermehrt Ziele von Bombenanschlägen.

 

HILFSAKTION ALEPPO, Syrien und ZAHLE, Libanon

Einführung
Der andauernde Krieg in Syrien hat erschreckende Folgen auf die Zivilbevölkerung Syriens. Der blutige Konflikt hat Berichten zufolge mehr als 160’000 Syrern das Leben gekostet. Wir befinden uns jetzt im vierten Krisenjahr. In den Nachbarländern Syriens hat die UNO bisher 2,8 Millionen Flüchtlinge registriert. Zusammen mit jenen, die sich nicht offiziell gemeldet haben, bedeutet das also: Es gibt weit über drei Millionen Flüchtlinge. In Syrien selbst sind es 6,5 Millionen Flüchtlinge geworden und weitere drei Millionen Menschen haben keinen Zugang mehr zu medizinischer Versorgung oder zu Schulen – insgesamt reden wir da von etwa der Hälfte der syrischen Bevölkerung.
Aleppo, Syrien
Die Lage in Aleppo ist immer noch extrem kritisch. Vor kurzem war ganz Aleppo während 12 Tagen ohne Elektrizität und 11 tagelang ohne sauberes Trinkwasser. Die Wasserleitungen wurden unterbrochen und Generatoren runtergefahren, 3 Millionen Menschen waren betroffen. Aufgrund der Wasserknappheit waren die Menschen gezwungen Wasser aus den naheliegenden Flüssen zu trinken, zahlreiche Vergiftungen wurden gemeldet. Nachdem die Wasserleitungen wieder in Stand gesetzt wurden, sind diese nun wieder unterbrochen und Strom gibt es auch nur etwa 6 Stunden am Tag. Die Schlacht in Aleppo nimmt kein Ende, das Ausmass der humanitären Krise ist grenzenlos. Es mangelt an Nahrungsmitteln, Medizin und Heizöl. Die Preise für Lebensmittel sind für die Bevölkerung kaum noch zu tragen. Tausende hungern tagtäglich und sind dringendst auf internationale Unterstützung angewiesen.

 

Aktueller Bericht von einem Bewohner Aleppos.
“The situation is soo danger you can’t imagine what happened in Aleppo now, when i write to you i heard sound of plane and my home vibrate cuz bombs. The terrible feel of shell above your head and the scream of people is everywhere. Children crying and people full of fear. You see hungry and thirsty people, every day the same battle to survive. There are bombs around you when you walk to church and when you arrive to the door of church, you will go down and you will kiss the holy altar and say thanks God for arriving safe.”

 

Hilfsprojekt Aleppo, Syrien im Mai 2014

Anfang März 2014 lancierten wir die nächste Spendenkampagne für notdürftige Familien in Aleppo, Syrien. Wir besprachen gleichzeitig mit unserer lokalen Partnerorganisation, die in Damaskus ansässig ist, Wege und Möglichkeiten einer raschen humanitären Hilfe für Familien in Aleppo. Kurze Zeit später starteten wir gleich mit der Zusammenstellung und Lieferung der Hilfsgüter. Gegen Ende Mai 2014 fand dann die Grossverteilung statt. So konnten wir in Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern vor Ort ca. 320 notdürftige Familien mit Lebensmitteln und Hygieneartikel versorgen.

 

 

Hilfsprojekt in Zahle, Libanon im April 2014
Anfang April führten wir die zweite Hilfsgüterverteilung an der syrisch-libanesischen Grenzstadt Zahle durch. Dank guten Beziehungen zu einem lokalen Lebensmittelproduzenten, konnten wir die Nahrungsmittelpakete wieder direkt bei ihm beziehen. Wir versammelten die syrischen Flüchtlingsfamilien in der syrisch-orthodoxen Kirche von Zahle, Libanon, um ihnen dort die Hilfsgüter zu überreichen.

 

 

Flüchtlingshilfe Libanon November 2013

Allgemeine Lage im Libanon
Die Flüchtlingssituation im Libanon ist bisher am schlimmsten. Das Land hat die höchste Anzahl syrischer Flüchtlinge, man spricht von über 1,3 Millionen. Anders als in der Türkei, Jordanien oder dem Irak gibt es im Libanon keine Flüchtlingslager. Wer hier ankommt, ist auf sich selbst gestellt. Viele Flüchtlinge sind in Schulen, Kellern, in selbst gebauten Zelten oder bei lokalen Bürgern untergebracht. Andere wiederum finden Platz in den von Kirchen und Klöstern zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten, jedoch sind diese schon längst überfüllt. Die allgemeine Situation im Libanon ist sehr instabil und zurzeit stark vom syrischen Konflikt geprägt. Es kommt wiederholt zu
bewaffneten Auseinandersetzungen, speziell in den libanesisch-syrischen Grenzregionen. Ebenfalls besteht eine ständige Gefahr von terroristischen Akten gegen politische und gesellschaftliche Einrichtungen. Gerade diverse Stadtviertel Beiruts waren in letzter Zeit vermehrt Ziele von Bombenanschlägen, wie das jüngste Attentat vom 19. November 2013 auf die Iranische Botschaft in Beirut zeigt. ARAMAIC RELIEF befand sich zwei Wochen davor in direkter Nähe dieses Ortes. Die erhöhte Präsenz der libanesischen Armee in Beirut war für uns kaum übersehbar. Auch ausserhalb auf allen Zufahrtsstrassen wurde man an den Militär-Check-Points regelmässig angehalten und kontrolliert.

 

Hilfsprojekte Libanon
Am 1. November 2013 um 14:25 Uhr landete ich in Beirut und wurde gleich von meinem jordanischen Kollegen und von Pfarrer Sharbel, unserem libanesischen Kollegen, herzlich empfangen. Dank der guten Vorbereitung konnten wir gleich mit unseren Hilfsprojekten starten. Wir planten, an drei verschiedenen Auffangstationen, welche von den lokalen Kirchengemeinden koordiniert werden, Hilfsgüter wie Lebensmittel und Decken an die bedürftigen Familien zu verteilen. Zwei Verteilungen führten wir erfolgreich in zwei verschiedenen Stadtvierteln von Beirut durch. Die dritte und grösste Verteilung fand in Zahle statt, die Hauptstadt der Bekaa-Ebene, 30 km von der syrischen Grenze entfernt.
Trotz unseren beschränkten finanziellen Mitteln haben wir es dennoch geschafft, gesamthaft rund 150 notdürftige Familien (ca. 650 Flüchtlinge) zu unterstützen. Jede Familie erhielt ein Lebensmittelpaket mit Essensvorräten für ca. einen Monat und zwei grossen Wärmedecken für den Winter. Zudem haben wir drei schwerkranke Flüchtlinge medizinisch unterstützt, indem wir die finanziellen Mittel für die akute Behandlung bereitgestellt haben. Des Weiteren konnten wir mit der Unterstützung unserer lokalen Partner für diverse Flüchtlingsfamilien eine langfristige Unterkunft sicherstellen. Ein Flüchtling hat sogar eine Arbeitsstelle bei einem unserer Lebensmittellieferanten erhalten.

 

Erlebnisse und Schicksalsschläge
Die materielle Unterstützung ist das eine, mit den Flüchtlingen zu sprechen und ihnen zuzuhören das andere. Während den Verteilungen führten wir mit vielen Syrern lange Gespräche, sie schilderten uns ihre Geschichten über die Flucht, über das Leben in Syrien, über die Angst und ihre Träume. Sie freuten sich sehr über unsere Anwesenheit und waren unendlich dankbar, es gäbe ihnen viel Kraft und Zuversicht wenn sie Menschen sehen, die von weither reisen, um sie zu unterstützen und mit ihnen zu sprechen. Es war, als ob sie endlich eine riesen Last loswerden konnten. Aber nicht alle schafften es, uns ihre Erlebnisse zu schildern, zu tief liegt ihr Schmerz. Ihr Schweigen und der erstarrte Blick ins Leere reichten aus, um uns klar zu machen, welche Schicksalsschläge diese Menschen erfahren mussten.
Sie erzählten uns…

„Mein Sohn war vor dem Haus und spielte mit Freunden, plötzlich schlug in direkter Umgebung eine Bombe ein. Er wurde von Splitter am Kopf getroffen und lag blutüberströmt auf dem Boden. Die Ärzte hatten wenig Hoffnung, doch er überlebte! Nach diesem Vorfall beschloss ich mit meiner Familie in den Libanon zu fliehen. Mein Sohn hat heute immer noch einen kleinen Splitter im Kopf, der dringend entfernt werden muss, doch für eine solch komplexe Operation fehlt mir das nötige Geld. Er hat seitdem eine körperliche Behinderung und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich allmählich, eine Notoperation ist dringend nötig!“

 

„Als wir hörten, dass sich bewaffnete Gruppen unserem Dorf näherten, überlegten wir nicht lange, packten die wichtigsten Sachen ein und flüchteten noch in derselben Nacht, wie viele andere Dorfbewohner, Richtung Libanon. Seit Monaten schon mangelte es an Nahrungsmitteln. Die Preise für die wenigen, verfügbaren Lebensmittel waren seit dem Ausbruch des Krieges stetig gestiegen, zum Teil bis auf das Zehnfache. Wir konnten uns fast gar nichts mehr leisten, deshalb stand unser Entschluss zu flüchten sehr schnell fest. Später hörten wir von Bekannten aus dem Dorf, dass fast das gesamte Quartier, inklusive unserem Haus, heute nur noch ein Trümmerfeld ist.“
„Bewaffnete Gruppen hatten nach der Stürmung unseres Dorfes zahlreiche Bewohner als Geiseln genommen. Sie gingen von Haus zu Haus und nahmen ganze Familien mit, um sie später als Schutzschilder einzusetzen. Ich konnte zum Glück rechtzeitig mit meiner Familie fliehen. Wir fuhren mit einem total überfüllten Bus Richtung libanesische Grenze. Während der ganzen Fahrt hörten wir immer wieder heftige Explosionen und sahen in der Ferne aufsteigenden Rauch. Unterwegs wurden wir an diversen Check-Points angehalten und kontrolliert. Solche Flüchtlingsbusse werden regelmässig von beiden bewaffneten Seiten angegriffen und ausgeraubt. Wir hatten aber Glück und erreichten unversehrt die libanesische Grenze.
Wir hörten auch viele Geschichten von Vergewaltigungsfällen. Es ist kaum in Worte zu fassen, was diese Menschen gesehen und erlebt haben. Der Schmerz und die Bilder des Krieges werden sie ein Leben lang begleiten. Sie haben nur noch einen Wunsch, DAS ENDE DES KRIEGES!
„Wir wollen zurück nach Hause, zu unseren Freunden und Verwandten, in unsere Heimat, in unsere eigenen vier Wände. Wir möchten morgens mit einem Lächeln im Gesicht, ohne Sorgen und ohne Angst aufstehen. Wir möchten unseren Kindern zusehen, wie sie in Frieden aufwachsen, zur Schule gehen und studieren. Das Leid muss endlich ein Ende haben!“