ARAMAIC RELIEF International reiste am 2. Januar zum 4. Mal während den letzten 6 Monaten in den Nordirak, um den von der IS vertriebenen Flüchtlingsfamilien Soforthilfe bereitzustellen. Diesmal begleiten uns auch ein Schweizer Journalist und Photograph, um unsere Arbeit und die Lage vor Ort zu dokumentieren. Wir waren gespannt zu sehen, wie sich die Situation seit unserem letzten Besuch im Oktober entwickelt hat. Im Nordirak befinden sich mittlerweile 1,9 Millionen intern deplatzierte Menschen. Es wurden vermehrt grössere Flüchtlingscamps eingerichtet, um die Vertriebenen umzusiedeln, doch wir fanden immer noch hunderte Familien in provisorischen Einrichtungen. Sie leben in unvorstellbaren Zuständigen, kaum wind- und wettergeschützt. Es ist kalt, es regnet und in manchen Orten fällt Schnee. Die Kinder frieren, es wurden bereits Todesfälle gemeldet. Die Versorgung ist überall am Limit und die Menschen am Ende ihrer Kräfte.
Kaum in Erbil angekommen starteten wir mit der Organisation der Hilfsgüter und Planung der kommenden Verteilungen in den verschiedenen Flüchtlingsregionen. Anschliessend machten wir uns mit ca. 12 Tonnen Lebensmittel und Hygieneartikel auf den Weg nach Dohuk. Am 2. Tag starteten wir mit den ersten Verteilungen für christliche und jesidische Flüchtlingsfamilien. Wir führten in den Regionen Dohuk, Derabun und Zakho 5 Grossverteilungen durch, darunter zählen Familien in Rohbauten, Schulen, Kirchen und kleinere Lagerhallen. Wir freuten uns auch über das Wiedersehen mit dem jesidischen Mädchen, welcher wir im Oktober einen Rollstuhl schenkten und versorgten die Familien erneut mit Hilfsgüter.

Am dritten Tag starteten wir mit der Verteilung von Heizkörper in Dohuk. Danach machten wir uns auf den Weg in die Bergregionen Richtung Nordosten. Dort befinden sich zahlreiche christliche, sowie jesidische Flüchtlinge. In der Gegend von Sarsink, Enishke und Deralok führten wir 8 Verteilungen von dringend benötigten Lebensmittel und Hygieneartikel durch. Diese Ortschaften liegen auf über 1200m Höhe, es ist eine sehr kalte Region und erster Schnee war sichtbar. Mehrfach wurde uns bestätigt, dass es zur Zeit primär an Lebensmitteln mangelt und immer seltener Hilfsgüter in dieser Region verteilt werden. Die Lage scheint nach 6 Monaten immer noch sehr schwer zu sein in den Griff zu bekommen. Uns verstockte mehrfach der Atem, diese katastrophalen Lebensverhältnisse mitanzusehen.
In Deralok wurden wir auf einen älteren christlichen Flüchtling aufmerksam gemacht, der dringend einen Rollstuhl benötigte. Er hatte beide Beine knieabwärts verloren und trug provisorische Protesen. Noch am selben Tag konnten wir ihm einen passenden Rollstuhl beschaffen. Es gibt unzählige Einzelschicksale, wir könnten ganze Bücher mit Geschichten dieser Menschen schreiben.
Nach 3 Tagen in Dohuk machten wir uns wieder auf den nach Erbil. Hier führten wir weitere Verteilungen von Lebensmitteln und Heizkörpern durch. Die Temperaturen sinken täglich und man erwartet sehr bald heftige Schneefälle im gesamten Nordirak. Die Lage ist sehr prekär und dringende Hilfe ist bitternötig. Kaum in Erbil angekommen, erhielten wir von einer Partnerorganisation die Mitteilung, dass zwei abgelegene Flüchtlingscamps im Raum Dohuk mit Total 170 Flüchtlingsfamilien seit Wochen vergebens auf Hilfe warten, sie benötigen dringend Heizkörper, Decken und Lebensmittel. So machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Dohuk und versorgten diese Flüchtlingsfamilien mit den benötigten Hilfsgütern.

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