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Gutes tun, statt darüber zu reden – Hilfe in Syrien und im Irak, Artikel im Mirgros Magazin

Gutes tun, statt darüber zu reden

„Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an“

 

Manchmal schlagen neben Severiyos Aydin Mörsergranaten ein. Manchmal gerät er an einem Checkpoint auch mitten in eine Schiesserei. Dann, wenn er für sein Hilfswerk Aramaic Relief International in Syrien unterwegs ist, einer der momentan gefährlichsten Regionen der Welt. Dadurch lässt sich Aydin jedoch nicht beirren: «Natürlich gibt es viele brenzlige Situationen, wenn man sich mitten in einem Kriegsgebiet bewegt. In Aleppo kann jede Minute etwas passieren. Aber die humanitäre Lage in Syrien ist katastrophal. Ich kann da nicht einfach wegschauen.»

Severiyos Aydin (30), Schweizer mit aramäischen Wurzeln, hat vor dreieinhalb Jahren das Hilfswerk Aramaic Relief International gegründet, das sich aus Gönner- und Spendengeldern finanziert. «Diese Trennung ist mir wichtig. Mit den Gönnergeldern decken wir den Verwaltungsaufwand. Die Spendengelder fliessen zu 100 Prozent in die Projekte», sagt Aydin. Von Baar ZG aus startet er regelmässig seine Hilfsaktionen. Seine Zielgebiete: Syrien und der Irak.

Etwa sechs- bis achtmal pro Jahr reist der 30-Jährige in diese Länder, um beispielsweise Lebensmittel, Kleider und Heizkörper an bedürftige Menschen zu verteilen, die vor dem Terror des «Islamischen Staats» flüchten mussten. Sein neustes und bislang grösstes Projekt: Mit in der Schweiz gesammelten Spendengeldern lässt er im syrischen Homs eine Schule für 220 Kinder bauen. «In Syrien richten wir unseren Fokus auf die Kinder. Wir organisieren zum Beispiel Spielcamps, damit sie den Kriegsalltag etwas vergessen. Diese Kinder sind die Zukunft des Landes. Sie müssen es wieder aufbauen.»

Dass er sich als Westler überhaupt im Kriegsgebiet frei bewegen darf, verdankt er seinen Beziehungen zur örtlichen syrisch-orthodoxen Kirche. «Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an», sagt der gläubige Christ Aydin, der weiss, was es bedeutet, vertrieben zu werden: Seine Eltern mussten in den 70er-Jahren als verfolgte Aramäer aus der Türkei in die Schweiz flüchten. «Mein Engagement ist eine Herzensangelegenheit», erklärt Aydin, der sich hauptberuflich für sein Hilfswerk einsetzt. Auch, weil er sehe, «dass die internationale Gemeinschaft in Syrien und im Irak versagt hat».

Artikel Migrosmagazin
Artikel Migrosmagazin, 21.11.2016