Hungernothilfe – Bericht aus dem Südsudan und Uganda, März 2017

Anfang März 2017 reisten wir im Rahmen eines Nothilfe-Einsatzes nach Uganda und von dort aus weiter in den Südsudan, wo zur Zeit eine akute Hungersnot herrscht! Ziel unseres Einsatzes im Südsudan war, eine Lagebeurteilung durchzuführen und neue Kooperationen zu bilden für eine rasche, effiziente und langfristige Hilfeleistung für die Binnenflüchtlinge und Hungerleidenden. Nach der Ankunft in Juba, die Hauptstadt des Südsudans, das weltweit jüngste Land, holten uns unsere lokalen Partnern am Flughafen ab und fuhren uns ins Hotel. Die Lage ist sehr instabil und die Armut ist allgegenwärtig. Überall sitzen Binnenvertriebene an den Strassenrändern und auf öffentlichen Plätzen. Sie sind extrem unterernährt und ihr Gesichtsausdruck zeugt von Hoffnungslosigkeit. Im Hotel angekommen bemerkten wir sofort die erhöhten Sicherheitsmassnahmen. Das Gelände ist umgeben von einer Mauer mit Stacheldraht. Sicherheitskräfte sind an verschiedenen Posten stationiert und kontrollieren jeden der ein und ausgeht. Ab 21 Uhr ist offiziell Ausgangssperre für alle Internationalen Mitarbeitern, dies zur Sicherheit, denn Entführungen, Übergriffe und Anschläge liegen an der Tagesordnung. Die nächsten Tage hatten wir diverse Besprechungen zur humanitären Lage und besuchten mit unseren lokalen Partnern verschiedene Camps von Binnenflüchtlinge. Wir sprachen mit den Campleitern und den betroffenen Menschen direkt. Sie betonten mehrmals, dass das Hauptproblem der Mangel an Essen und sauberem Trinkwasser ist. Das Land ist sehr heiss und trocken. Das macht den Menschen zusätzlich zu schaffen. Aus Verzweiflung und Not trinken die Menschen schmutziges Wasser aus dem Nil. Dies führt gerade bei Kindern zu Erkrankungen.  Medizinische Versorgung gibt es kaum, so sind die Familien meist auf sich alleine gestellt.
In Zusammenarbeit mit unserer lokalen Partnerorganisation möchten wir in einem ersten Schritt dringend benötigte Lebensmitteln verteilen. Diese werden wir in Uganda beschaffen und von dort aus zu den betroffenen Regionen im Südsudan transportieren, wo dann unsere lokalen Partnern die verschiedenen Verteilungen durchführen. Hierfür lancieren wir eine neue Spendenaktion zu Gunsten der Hungerleidenden im Südsudan. Hier geht’s zum Bericht und Bildergalerie aus Uganda.

Hintergrund

Hunger, Krieg, Vertreibung prägen weiter viele Regionen. Besonders der junge Staat Südsudan steht exemplarisch für die Probleme Afrikas. Und Hilfsorganisationen warnen, dass für Millionen Menschen bereits eine humanitäre Katastrophe eingetreten ist.
Im Südsudan ist eine verheerende Hungersnot ausgebrochen. Im Bürgerkriegsland Südsudan sind dieses Jahr UNO-Angaben zufolge etwa 100.000 Menschen unmittelbar vom Hungertod bedroht, rund fünf Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe. Hunderttausende sind seit einem erneuten Ausbruch der Kämpfe im vergangenen Juli ins Ausland geflohen. Rund zwei Millionen Menschen haben in anderen Landesteilen Schutz gesucht.
Die Organisation fürchtet eine weitere Ausbreitung der Hungerkrise. Rund die Hälfte der Südsudanesen – das heißt etwa 5,5 Millionen Menschen – litten bereits unter Ernährungsunsicherheit und schwebten damit in den kommenden Monaten in Lebensgefahr, heißt es in dem Bericht. Zudem hätten etwa drei Viertel aller Haushalte in dem ostafrikanischen Land nur mangelhaftes Essen.
Von einer Hungersnot sprechen die Vereinten Nationen nur, wenn bereits Menschen an Unterernährung gestorben sind.
Der Südsudan erlangte 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan. Zwei Jahre später brach in Folge eines Machtkampfs an der Staatsspitze ein blutiger Bürgerkrieg aus. Zehntausende Menschen kamen seither ums Leben, rund 3,4 Millionen sind nach UN-Angaben auf der Flucht.
Der Südsudan ist inzwischen nach Syrien und Afghanistan von der drittgrößten Flüchtlingskrise weltweit betroffen. Etwa 700.000 südsudanesische Flüchtlinge haben im Nachbarland Uganda Schutz gefunden. Jeweils mehr als 300.000 sind nach Äthiopien und in den Sudan geflohen, etwa 100.000 nach Kenia.

Möchten Sie unsere Lebensmittelprojekte im Südsudan unterstützen? Mit einer Spende von CHF 50.- versorgen wir eine Familie einen Monat lang mit Essen.

Spendenkonto:
Postkonto: 60-771959-6
IBAN: CH81 0900 0000 6077 1959 6
Bank: PostFinance, Bern
BIC: POFICHBEXXX
Stichwort: Afrika

Paypal-Adresse: info@aramaicrelief.com

 

Bilder unserer Reise in den Südsudan, März 2017

Video-Bericht aus Bashiqa, Nineveh-Ebene, Nordirak vom Februar 2017

Video-Bericht aus Bashiqa, Nineveh-Ebene, Nordirak, vom Februar 2017

Während unserer letzten humanitären Hilfsmission im Nordirak Anfang Februar 2017, haben wir die Stadt Bashiqa besucht, die im November 2016 vom IS befreit wurde, nach mehr als zwei Jahren Belagerung. Wir unterstützen die Familien, die aus dieser Region geflohen sind, seit 2,5 Jahren mit verschiedenen dringend benötigten Hilfsgütern. Wir stehen allen Familien zur Seite und versuchen Ihnen zusätzlich mit Entwicklungsprojekten, Bildung und Infrastruktur zu helfen. Herzlichen Dank allen Unterstützern.

 

Hilfseinsatz 10 Tage in Aleppo, Syrien im Januar 2017

„Der grösste Trümmerhaufen der Welt!“

Kaum hat das neue Jahr begonnen, setzten wir unsere humanitäre Arbeit mit aller Kraft fort. Ich reiste mit meinem lokalen Team am 3. Januar nach Aleppo, Syrien, um dort unsere bestehenden Projekte weiter auszubauen und neue Hilfsprojekte für Kriegsopfer zu koordinieren. Gleichzeitig machten wir uns ein Bild über die aktuelle Lage in Aleppo und erkundigten uns über den Zustand der Menschen. Die Geschichten, Eindrücke und Erlebnisse sind kaum in Worte zu fassen. Aleppo gleicht Heute einem endlosen Trümmerhaufen. 4 Jahre lang dauerten die blutigen Kämpfe an, bis weite Teile im Dezember 2016 befreit und ein Abzug von verbliebenen Rebellen vereinbart werden konnte. Seitdem ist eine Ruhe und Gelassenheit eingekehrt, die man seit langem so nicht mehr kannte, berichten uns die Bewohner. Wir waren während 10 Tagen Augenzeugen von Trauer, Verlust und Zerstörung aber auch von Hoffnung, Mut und Zuversicht. Wir sprachen mit Menschen die gewillt sind ihre Stadt wieder aufzubauen, Menschen die bereits ihre Geschäfte wieder eröffnen und Menschen die vor Freude auf den Strassen tanzten. Nichtsdestotrotz ist die humanitäre Not in Aleppo riesig. Es fehlt an Allem. In der ganzen Stadt gibt es keinen Strom. Die Menschen, die es sich leisten können beziehen Elektrizität von Generatoren, alle anderen sitzen im Dunkeln. Geheizt wird mit Heizöl, dies können sich die meisten auch nicht leisten, also sitzen sie in ihren eiskalten Räumen und harren aus. Gerade jetzt im Winter ist jeder Tag ein Kampf ums überleben. Kinder sind besonders betroffen. Sehr viele sind traumatisiert und benötigen professionelle psychologische Unterstützung. Die Jugendlichen wünschen sich am Meisten Bildung und Arbeitsstellen, beides fehlt.

Während unserem Aufenthalt in Aleppo haben wir zahlreiche neue Hilfsprojekte in Angriff genommen, dazu zählt; Einrichtung eines Bildungszentrums, Renovationsprojekt für ein Betreuungsheim, ein Projekt für psychologische Hilfe, ein Lebensmittelprojekt und ein Schulprojekt für bedürftige Kinder.

Wie folgt einige Eindrücke unserer Reise in Aleppo, Syrien.

 

Gutes tun, statt darüber zu reden – Hilfe in Syrien und im Irak, Artikel im Mirgros Magazin

Gutes tun, statt darüber zu reden

„Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an“

 

Manchmal schlagen neben Severiyos Aydin Mörsergranaten ein. Manchmal gerät er an einem Checkpoint auch mitten in eine Schiesserei. Dann, wenn er für sein Hilfswerk Aramaic Relief International in Syrien unterwegs ist, einer der momentan gefährlichsten Regionen der Welt. Dadurch lässt sich Aydin jedoch nicht beirren: «Natürlich gibt es viele brenzlige Situationen, wenn man sich mitten in einem Kriegsgebiet bewegt. In Aleppo kann jede Minute etwas passieren. Aber die humanitäre Lage in Syrien ist katastrophal. Ich kann da nicht einfach wegschauen.»

Severiyos Aydin (30), Schweizer mit aramäischen Wurzeln, hat vor dreieinhalb Jahren das Hilfswerk Aramaic Relief International gegründet, das sich aus Gönner- und Spendengeldern finanziert. «Diese Trennung ist mir wichtig. Mit den Gönnergeldern decken wir den Verwaltungsaufwand. Die Spendengelder fliessen zu 100 Prozent in die Projekte», sagt Aydin. Von Baar ZG aus startet er regelmässig seine Hilfsaktionen. Seine Zielgebiete: Syrien und der Irak.

Etwa sechs- bis achtmal pro Jahr reist der 30-Jährige in diese Länder, um beispielsweise Lebensmittel, Kleider und Heizkörper an bedürftige Menschen zu verteilen, die vor dem Terror des «Islamischen Staats» flüchten mussten. Sein neustes und bislang grösstes Projekt: Mit in der Schweiz gesammelten Spendengeldern lässt er im syrischen Homs eine Schule für 220 Kinder bauen. «In Syrien richten wir unseren Fokus auf die Kinder. Wir organisieren zum Beispiel Spielcamps, damit sie den Kriegsalltag etwas vergessen. Diese Kinder sind die Zukunft des Landes. Sie müssen es wieder aufbauen.»

Dass er sich als Westler überhaupt im Kriegsgebiet frei bewegen darf, verdankt er seinen Beziehungen zur örtlichen syrisch-orthodoxen Kirche. «Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an», sagt der gläubige Christ Aydin, der weiss, was es bedeutet, vertrieben zu werden: Seine Eltern mussten in den 70er-Jahren als verfolgte Aramäer aus der Türkei in die Schweiz flüchten. «Mein Engagement ist eine Herzensangelegenheit», erklärt Aydin, der sich hauptberuflich für sein Hilfswerk einsetzt. Auch, weil er sehe, «dass die internationale Gemeinschaft in Syrien und im Irak versagt hat».

Artikel Migrosmagazin
Artikel Migrosmagazin, 21.11.2016

Hilfseinsatz in Syrien und im Irak erfolgreich beendet, Okt-Nov 2016

Während den letzten Wochen (Ende Okt/Anfang Nov 2016) in Syrien und im Irak führten wir erneut zahlreiche Hilfsgüterverteilungen durch und koordinierten viele neue Hilfsprojekte. Alle Berichte, Videos und Fotos zum Hilfseinsatz, sowie unsere neuen Projekte im Nahen Osten werden wir in den kommenden Tagen hier publizieren. Wir bedanken uns herzlichst bei euch allen für den Beistand und Support!

Ankunft der 10 Tonnen Hilfsgüter aus der Schweiz in Duhok, Nordirak

Ankunft der 10 Tonnen Hilfsgüter (Kleider, Decken) aus der Schweiz in Duhok, Nordirak.
Nach 9-tägiger Reise erreichte Heute der Lkw den Nordirak. Nachdem wir alle Kisten entladen haben, begannen wir sofort mit der Sortierung und Verpackung der Güter. In den kommenden Tagen werden wir die Kleider und Decken an die vertriebenen und notleidenden Familien aus der Niniveh-Ebene verteilen. Wir halten euch mit Bild- und Videomaterial auf dem Laufenden. Im Namen von ARAMAIC RELIEF International bedanken wir uns herzlichst bei allen Spendern und Helfern, die bei diesem wichtigen Hilfsprojekt mitgewirkt haben. Auch weitere Lebensmittelverteilungen werden wir in diesen Tagen vornehmen.

Arrival of the 10 tons relief goods (clothes, blankets) from Switzerland in Duhok, northern Iraq. After we unloaded all the boxes, we started to sort and pack the clothes and blankets, which will be distributed in the comming days to the displaced families from the niniveh plain. Thank you all!

Winteraktion – Kleidersammlung für Kriegsopfer in Syrien

In den Medien überschlagen sich die Nachrichten über die Flüchtlinge aus Syrien, die Zuflucht hier in Europa suchen. Leider vergisst die Welt, dass es immer noch Millionen Menschen gibt, die trotz des brutalen Krieges im Land leben, nicht flüchten können oder aus Liebe zur Heimat weiterhin dort ausharren und auf baldigen Frieden hoffen. Wie bereits berichtet, waren wir Mitte September selbst vor Ort, um Direkthilfe zu leisten. Dort wo Heute kaum noch Hilfswerke zu finden sind, aufgrund der Gefahr. Nun naht der eisige Winter, den Menschen fehlt es an allem, insbesondere warmer Kleidung, Heizmittel und Strom. Deshalb haben wir beschlossen, einen 3. Hilfstransport aus der Schweiz zu realisieren. Diesmal werden wir die Güter per Land- und Seeweg direkt nach Syrien liefern.

Unser Ziel ist es 2 grosse LKW’s mit warmer Kleidung, Decken und Schuhe zu füllen und Anfang November auf die Reise nach Syrien schicken. Das schaffen wir nur mit Ihrer Mithilfe und zwar in Form eines Crowdfundings; Nur wenn jeder Spender einen kleinen finanziellen Transportbeitrag leistet, sind wir in der Lage, solch wichtige Hilfsgütertransporte aus der Schweiz zu realisieren. Daher bitten wir um CHF 2.- pro Kilogramm Kleidung/Decken/Schuhe. Der Transportbeitrag nehmen wir bei Abgabe der Kisten in Dübendorf oder in einer der Sammelstellen entgegen (Waagen werden vorhanden sein). Wir bitten Sie KEINE Esswaren, Spielzeuge, Medikamente oder sonstige Waren in die Kleiderkisten zu legen. 

Abgabedatum-/Zeit:

31.10.2015 / 15 – 19 Uhr
01.11.2015 / 10 – 19 Uhr
02.11.2015 / 10 – 15 Uhr

Ort:

Pfarreizentrum Leepünt
Leepüntstrasse 14
8600 Dübendorf

Sammelstellen: 

Zug:   Am 31.10.2015 von 10 bis 15 Uhr. Ort: Parkfeld Stadion Herti (beim Leichtathletik-Stadion) Kontakt: 0765757773

Zürich Umgebung:    Bitte Frau Karagol kontaktieren unter Tel: 0793327891

Bern Umgebung:    Bitte Herrn Philip Sezer kontaktieren unter Tel: 0765129939

Wil SG Umgebung:    Am 30.10.2015 von 18 bis 22 Uhr. Kontakt: Frau Teber Tel: 0788007281

Baden/Dättwil:    Bitte Herrn Severios Tan kontaktieren unter Tel: 0765217571

Zürich Helvetiaplatz:     Am 31.10.2015 von 13 bis 17 Uhr. Helvetiaplatz (bei der Statue). Kontakt: Frau Istifan, Tel: 0765028023

Mels:     

Bahnhofstrasse 73, 8887 Mels, 2. Obergeschoss

Abgabezeiten:
Do: 19-22 Uhr
Fr: 19-22 Uhr
Sa: 16-22 Uhr
So: 15-18 Uhr

Kontakt: Herr Malas
Tel: 0788528875
johnmalas@bluewin.ch

Falls jemand eine Sammelstelle in seiner Stadt einrichtet, bitte Bescheid sagen, damit wir es hier veröffentlichen.

Wir können keine Kisten per Post empfangen!

Für Transporthilfe bedanken wir uns für jeden Beitrag (Gönnerkonto):
Postkonto: 61-258514-4
IBAN: CH04 0900 0000 6125 8514 4
Bank: PostFinance, Bern
BIC: POFICHBEXXX
Stichwort: Transporthilfe

Dem beiliegenden Flyer entnehmen Sie alle wichtigen Details zur Sammelaktion wie Abgabeort, Datum und Zeit etc.

Aktuell befinden wir uns wieder im Nordirak, bereits zum sechsten Mal. Wir führen weitere Hilfsgüterverteilungen durch und werden über unsere neue Kampagne „I am connected“ 900 Flüchtlingskinder mit Hilfspakete versorgen. Mehr dazu im kommenden Newsletter.

Wir bedanken uns herzlichst für jede Unterstützung und halten Sie weiterhin auf dem Laufenden.

Spendenkonto:
Kontobezeichnung: Aramaic Relief, Baar
Kontonummer: 60-771959-6
IBAN: CH81 0900 0000 6077 1959 6
Bank: PostFinance, Bern
BIC: POFICHBEXXX

Herzlichen Dank für deine Unterstützung!

Flyer Winteraktion:

SRF-Reportage über ARAMAIC Relief International

Hier gelangen Sie zum Artikel auf der Seite des SRF.

Syrien: «Die Menschen, die bleiben, sind Helden»

Die Schweizer Kleiderspenden des Hilfswerks Aramaic Relief sind angekommen: Die Winterkleidung soll im Nordirak 10’000 Flüchtlingen durch die kalte Jahreszeit helfen.

Millionen Syrer sind auf der Flucht vor einem gnadenlosen Bürgerkrieg. Aber es gibt auch Menschen, die in ihrer Heimat ausharren. Ihr Leben ist ein einziger Ausnahmezustand. Severiyos Aydin ist Schweizer mit aramäischen Wurzeln. Und einer der wenigen, die es wagen, vor Ort Hilfe zu leisten.

Vollständig zerstörter Strassenzug in der Altstadt der syrischen Stadt Homs. Ein Mann auf einem Fahrrad fährt die Strasse entlang.
Bildlegende:Im Trümmerhaufen im syrischen Homs zu leben, verlangt den Menschen Unglaubliches ab. KEYSTONE

Es ist eine der grössten humanitären Krisen der Nachkriegsgeschichte. 250’000 Tote, viele davon Zivilisten, eine Million Verletzte und bald fünf Millionen auf der Flucht, so bilanzierte die Uno Ende März. Während die Hilfebedürftigen an den Aussengrenzen der Europäischen Union mit den Eigenheiten des europäischen Flüchtlingsbegriffs ringen, kämpfen die zurückgebliebenen Syrer mit einer Heimat, die in Schutt und Asche liegt.

 

«Ein riesengrosser Trümmerhaufen»

Die meisten Hilfswerke haben sich zurückgezogen, auch Journalisten sind kaum mehr vor Ort. Einer der wenigen, die in dieser Hölle Hilfe leisten, ist Severiyos Aydin. Der Schweizer mit syrischen Wurzeln hat im Januar 2013 das Hilfswerk «Aramaic Relief International» gegründet.

Zweck seiner Hilfsorganisation ist die Direkthilfe für Menschen in Gebieten, wo der Arm der internationalen Gemeinschaft nicht mehr hinreicht. Gerade letzte Woche hat Aydin die syrische Stadt Homs und die umliegenden Ortschaften Sadad (5 km vom IS entfernt), Zaidal, Fairuza und Meskene besucht. Was er erzählt, ist erschütternd.

«Es handelt sich in allen Fällen um Orte, die lange umkämpft waren,» erzählt Aydin. Wie zum Beispiel die Grossstadt Homs. Sie war fast drei Jahre lang Ort unbarmherziger Gefechte, heute gleicht sie einem riesengrossen Trümmerhaufen.» Das Ausmass der Zerstörung sei gigantisch, selbst die historische Altstadt wurde nicht verschont.

Ohne Hilfe flüchten auch diese Menschen

In der Ferne sind ständig Detonationen zu hören, hin und wieder explodieren auch Granaten in der Region. Zwar fühle man sich dank der vielen Checkpoints und der Militärpräsenz von Assads Truppen relativ sicher, sagt Aydin, gefährlich bleibe die Gegend dennoch.

Die genauen Zahlen derjenigen, die zurück geblieben sind, kennt niemand. Aydin spricht von einer halben Million Menschen. «Als ich letzte Woche dort war, sah ich sehr viele Menschen, die ihrem Alltag nachzugehen versuchten. Das war sehr eindrücklich.»

„Wenn sich die Lage verschlechtert, werden auch diese Menschen gezwungen sein, das Land zu verlassen.“

Ihre grösste Sorge gelte dem Fortgang des Krieges, der eigenen Sicherheit und der humanitären Situation. «Wenn sich die Lage verschlechtert, werden auch diese Menschen gezwungen sein, das Land zu verlassen», sagt Aydin im Interview mit SRF News.

 

Eine enorm grosse Liebe zur Heimat

Was diese Menschen von jenen unterscheidet, die sich für die Flucht entschieden haben, sei eigentlich nicht zu beantworten, sagt Aydin. Da würden auch geografische, wirtschaftliche und politische Gründe eine Rolle spielen.

«Ich kann von den Menschen erzählen, die ich kürzlich in Homs getroffen habe. Als Christ beschäftige ich mich auch stark mit der Verfolgung der Minderheiten im Nahen Osten. Diese leiden nebst dem brutalen Konflikt auch unter eine starken Verfolgung durch islamistische Terrorgruppen.»

Und trotzdem würden viele von Ihnen im Land bleiben. Selbst solche, die den Schergen der Terrormiliz bereits einmal in die Hände gefallen waren. «Sie erzählen mir immer wieder von ihrer enorm grossen Liebe zur Heimat und von der Angst vor der Flucht in die Ungewissheit», sagt Aydin. Sie hätten Vertrauen in eine baldige Besserung. «Das ist heldenhaft und für uns nur schwer zu verstehen», fügt Aydin hinzu, «umso wichtiger ist es, sich für diese Menschen vor Ort einzusetzen.»

Aydins Organisation kooperiert mit lokalen Partnern, namentlich dem humanitären Arm der syrisch-orthodoxen Kirche. Zu den Projekten gehören Soforthilfen für intern umplatzierte Familien. Mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Obdach, Medizin und Finanzierung von Notoperationen.

Auch unterstützt die Organisation Familien beim Wiederaufbau der zerbombten Wohnungen, sofern dies noch möglich ist. «Den anderen Familien helfen wir mit Mietwohnungen durch Finanzierung der Monatsmieten», erklärt Aydin. Auch die Jugend liegt «Aramaic Relief» am Herzen.

Zur Zeit sei Schulbeginn, erzählt der junge Mann. Also hätten sie in den letzten 2 Wochen 700 Kinder mit Schulmaterial, Schulbüchern und Schultaschen ausgerüstet. Den Studenten hilft die Organisation bei den Fahrtkosten und mit den Universitätsgebühren, so dass sie weiterhin ihrem Studium nachgehen können. Zudem unterhält «Aramaic Relief» ein Waisenkinder-Projekt.

 

Hoffen auf Menschen in der Schweiz

Aydins grösster Wunsch ist es, dass man diese Menschen nicht vergisst. Nicht die Bürger Europas, aber auch deren Politiker nicht. «Der Winter steht vor der Tür», führt Aydin aus, «das wird wieder für viele Menschen in Syrien, aber auch im Nordirak, wo wir tätig sind, eine sehr schlimme Zeit.»

Dafür würden sie im Moment neue Projekte lancieren. Projekte, die sich ohne fremde Hilfe nicht realisieren liessen. Severiyos Aydin rechnet auch fest mit den Menschen aus seiner Wahlheimat, der Schweiz.