Einführung

 

Einen Monat nach unserer ersten Hilfsaktion im Nordirak, sind wir am 7. September 2014 wieder in den Nordirak (Erbil) gereist, um den Flüchtlingsfamilien mit allen Mitteln die wir haben beiseite zu stehen. Wir besuchten zahlreiche Flüchtlingscamps und provisorische Einrichtungen in Erbil. Die Lage hat sich seitdem ersten Besuch (Mitte August) kaum gebessert, ausser dass vermehrt Zelte aufgebaut oder stillgelegte Baustellen in provisorische Flüchtlingscamps umgewandelt wurden. So sind zwar viele Menschen nicht mehr der glühenden Sonne ausgesetzt, aber innerhalb dieser einfachen Zelte steigt die Temperatur dennoch bis auf 40 Grad. Sie leben dicht beieinander auf engstem Raum und teilen sich nur ein paar wenige Duschen und Toiletten. Die Menschen klagen über Kreislaufprobleme, Übelkeit, Durchfall, Schwäche, Bluthochdruck, Dehydration und vieles mehr. Man erzählt mir, dass sehr viele Flüchtlinge unter Diabetes leiden, Medikamente sind extrem teuer zu beschaffen, die Einfuhr ins Land kaum möglich.
Die Zustände werden sich nicht bessern solange sie in diesen Camps ausharren müssen, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Wenn ich den Winter erwähne, zittern die Menschen schon, Sie haben alle Angst und hoffen vorher schon irgendwie aus diesem Elend gerettet zu werden. Ansonsten droht im gesamten Nordirak eine noch viel schlimmere  humanitäre Katastrophe als jetzt schon ist. Sie wünschen sich nach Hause zu kehren oder das Land zu verlassen, aber beide Optionen bleiben im Moment nur ein Traum. Die Funktionäre kennen im Moment auch keine andere langfristige Lösung, als dass die Menschen so bald als möglich, wenigstens in die nächstgelegenen Dörfern zurückkehren, ob das der Realität entspricht, wissen sie selber nicht. Dafür muss die gesamte Region zuerst zurückerobert, gesäubert, wiederaufgebaut und vor allem GESCHÜTZT WERDEN!

 

 

Hilfsaktion in Erbil

 

Wie bei unseren Projekten in Syrien, fokussierten wir uns auch hier im Irak, primär solche Flüchtlingseinrichtungen zu unterstützen, die von internationalen Organisationen oder vom Staat aus logistischen Gründen noch nicht erreicht werden konnten. Dazu gehören Flüchtlingsfamilien mit hoher Dringlichkeit an akuter humanitärer Nothilfe.

An unserem zweiten Tag in Erbil organisierten wir die ganzen Lebensmittel und Hygieneartikel für eine Flüchtlingseinrichtung (Schulräume und Kellern) mit rund 400 Flüchtlingsfamilien, die meisten aus Mosul, die vor der ISIS Invasion über Nacht flüchten mussten. Wie lieferten und verteilten die Hilfsgüter noch am selben Tag. Das zentrale Komitee regelt und kümmert sich um die Verteilung im Einzelnen. Die Menschen in diesem Camp sind mit diesen Gütern für ca. 5 Wochen versorgt.

Wir belieferten zwei weitere Flüchtlingscamps im Raum Erbil mit je 300 Flüchtlingsfamilien mit Nahrungsmitteln wie Reis, Kuskus, Teigwaren, Thunfisch, Tomatenpure, Olivenöl, Salz, Tee etc. Die Versorgung reicht für ca. 3 Wochen aus und wird über ein zentrales Lager innerhalb des Flüchtlingscamps koordiniert. Zudem finanzierten wir in Form einer Soforthilfe dringend benötigte Medikamente für Flüchtlinge mit Diabetes Erkrankung.

 

Während unserem Aufenthalt trafen wir auch Journalisten von Spiegel TV und Bild, sowie Vertreter von Hilfsorganisationen wie Medair und TearFund. Wir führten interessante Gespräche und tauschten unsere Erfahrungen aus. Sie waren alle fasziniert von unserer effizienten und hilfreichen Arbeit und stellten zahlreiche Fragen.

 

Hilfsaktion in Dohuk

 

Am dritten Tag fuhren wir nach Dohuk, ca. 3 Autostunden nord-westlich von Erbil. Auch in Dohuk ist die Flüchtlingssituation sehr kritisch, man spricht von ca. einer halben Million intern deplatzierte Menschen. Sie sind meist in einfachen Zelten, Schulen, unter Brücken oder in Baustellen angesammelt und warten mit Verzweiflung auf Hilfe. Die syrisch-orthodoxe Gemeinde betreut hier nebst den Christen auch Jezidische Flüchtlinge, die sich miteinander eine Schule und Baustelle als Notunterkunft teilen. Viele schlafen seit Monaten auf dem heissen Fussboden, die Zustände sind prekär. Es gibt sehr viele Kranke hier, darunter auch zahlreiche Kinder. Mehrere Familien teilen sich ein Schulzimmer oder schlafen im Flur, es mangelt an Hygiene und sanitären Anlagen. „Eine Baustelle als Wohnsiedlung unter unvorstellbaren Verhältnissen!“ Am Mittwoch und Donnerstag führten wir total 4 Verteilungen durch von Hilfsgütern wie Lebensmittel, Decken, Kissen und Matratzen für rund 400 christliche und jezidische Flüchtlingsfamilien.

 

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