Hilfseinsatz 10 Tage in Aleppo, Syrien im Januar 2017

„Der grösste Trümmerhaufen der Welt!“

Kaum hat das neue Jahr begonnen, setzten wir unsere humanitäre Arbeit mit aller Kraft fort. Ich reiste mit meinem lokalen Team am 3. Januar nach Aleppo, Syrien, um dort unsere bestehenden Projekte weiter auszubauen und neue Hilfsprojekte für Kriegsopfer zu koordinieren. Gleichzeitig machten wir uns ein Bild über die aktuelle Lage in Aleppo und erkundigten uns über den Zustand der Menschen. Die Geschichten, Eindrücke und Erlebnisse sind kaum in Worte zu fassen. Aleppo gleicht Heute einem endlosen Trümmerhaufen. 4 Jahre lang dauerten die blutigen Kämpfe an, bis weite Teile im Dezember 2016 befreit und ein Abzug von verbliebenen Rebellen vereinbart werden konnte. Seitdem ist eine Ruhe und Gelassenheit eingekehrt, die man seit langem so nicht mehr kannte, berichten uns die Bewohner. Wir waren während 10 Tagen Augenzeugen von Trauer, Verlust und Zerstörung aber auch von Hoffnung, Mut und Zuversicht. Wir sprachen mit Menschen die gewillt sind ihre Stadt wieder aufzubauen, Menschen die bereits ihre Geschäfte wieder eröffnen und Menschen die vor Freude auf den Strassen tanzten. Nichtsdestotrotz ist die humanitäre Not in Aleppo riesig. Es fehlt an Allem. In der ganzen Stadt gibt es keinen Strom. Die Menschen, die es sich leisten können beziehen Elektrizität von Generatoren, alle anderen sitzen im Dunkeln. Geheizt wird mit Heizöl, dies können sich die meisten auch nicht leisten, also sitzen sie in ihren eiskalten Räumen und harren aus. Gerade jetzt im Winter ist jeder Tag ein Kampf ums überleben. Kinder sind besonders betroffen. Sehr viele sind traumatisiert und benötigen professionelle psychologische Unterstützung. Die Jugendlichen wünschen sich am Meisten Bildung und Arbeitsstellen, beides fehlt.

Während unserem Aufenthalt in Aleppo haben wir zahlreiche neue Hilfsprojekte in Angriff genommen, dazu zählt; Einrichtung eines Bildungszentrums, Renovationsprojekt für ein Betreuungsheim, ein Projekt für psychologische Hilfe, ein Lebensmittelprojekt und ein Schulprojekt für bedürftige Kinder.

Wie folgt einige Eindrücke unserer Reise in Aleppo, Syrien.

 

Gutes tun, statt darüber zu reden – Hilfe in Syrien und im Irak, Artikel im Mirgros Magazin

Gutes tun, statt darüber zu reden

„Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an“

 

Manchmal schlagen neben Severiyos Aydin Mörsergranaten ein. Manchmal gerät er an einem Checkpoint auch mitten in eine Schiesserei. Dann, wenn er für sein Hilfswerk Aramaic Relief International in Syrien unterwegs ist, einer der momentan gefährlichsten Regionen der Welt. Dadurch lässt sich Aydin jedoch nicht beirren: «Natürlich gibt es viele brenzlige Situationen, wenn man sich mitten in einem Kriegsgebiet bewegt. In Aleppo kann jede Minute etwas passieren. Aber die humanitäre Lage in Syrien ist katastrophal. Ich kann da nicht einfach wegschauen.»

Severiyos Aydin (30), Schweizer mit aramäischen Wurzeln, hat vor dreieinhalb Jahren das Hilfswerk Aramaic Relief International gegründet, das sich aus Gönner- und Spendengeldern finanziert. «Diese Trennung ist mir wichtig. Mit den Gönnergeldern decken wir den Verwaltungsaufwand. Die Spendengelder fliessen zu 100 Prozent in die Projekte», sagt Aydin. Von Baar ZG aus startet er regelmässig seine Hilfsaktionen. Seine Zielgebiete: Syrien und der Irak.

Etwa sechs- bis achtmal pro Jahr reist der 30-Jährige in diese Länder, um beispielsweise Lebensmittel, Kleider und Heizkörper an bedürftige Menschen zu verteilen, die vor dem Terror des «Islamischen Staats» flüchten mussten. Sein neustes und bislang grösstes Projekt: Mit in der Schweiz gesammelten Spendengeldern lässt er im syrischen Homs eine Schule für 220 Kinder bauen. «In Syrien richten wir unseren Fokus auf die Kinder. Wir organisieren zum Beispiel Spielcamps, damit sie den Kriegsalltag etwas vergessen. Diese Kinder sind die Zukunft des Landes. Sie müssen es wieder aufbauen.»

Dass er sich als Westler überhaupt im Kriegsgebiet frei bewegen darf, verdankt er seinen Beziehungen zur örtlichen syrisch-orthodoxen Kirche. «Mein Glaube an die Nächstenliebe treibt mich an», sagt der gläubige Christ Aydin, der weiss, was es bedeutet, vertrieben zu werden: Seine Eltern mussten in den 70er-Jahren als verfolgte Aramäer aus der Türkei in die Schweiz flüchten. «Mein Engagement ist eine Herzensangelegenheit», erklärt Aydin, der sich hauptberuflich für sein Hilfswerk einsetzt. Auch, weil er sehe, «dass die internationale Gemeinschaft in Syrien und im Irak versagt hat».

Artikel Migrosmagazin
Artikel Migrosmagazin, 21.11.2016

Hilfseinsatz in Syrien und im Irak erfolgreich beendet, Okt-Nov 2016

Während den letzten Wochen (Ende Okt/Anfang Nov 2016) in Syrien und im Irak führten wir erneut zahlreiche Hilfsgüterverteilungen durch und koordinierten viele neue Hilfsprojekte. Alle Berichte, Videos und Fotos zum Hilfseinsatz, sowie unsere neuen Projekte im Nahen Osten werden wir in den kommenden Tagen hier publizieren. Wir bedanken uns herzlichst bei euch allen für den Beistand und Support!

Bau unserer ersten Schule in SYRIEN – Teil 1

Die Bauarbeiten unserer ersten Schule in Meskeneh-Homs, Syrien laufen auf Hochtouren. Das Fundament des Gebäudes ist bereits fertiggestellt. Der Bau der Schule mit Kindergarten erfolgt in der Zusammenarbeit mit der lokalen syrisch-orthodoxen Kirchengemeinde in Meskeneh, Homs. Nach Beendigung dieses Projekts werden ca. 220 kriegsleidende Kinder und Jugendliche hier den Unterricht besuchen können. Die Kirchengemeinde von Meskeneh übernimmt die Verwaltung und Leitung der Schule. Es ist unser erstes Bauprojekt dieser Form in Syrien. Wir freuen uns sehr über dieses wichtige Bildungsprojekt, welches wir nur mit eurer tatkräftigen Unterstützung realisieren können!
Die Kosten für die 1. Etappe (Fundament und Erdgeschoss) haben wir bereits komplett gedeckt. Die restlichen Kosten für die 2. Etappe (1. Etage) sind inzwischen zu 70% gedeckt. Für weitere Unterstützung bedanken wir uns herzlichst. Wir halten Sie regelmässig über den Verlauf des Baus auf dem Laufenden. Bei Fragen bitte Email an: info@aramaicrelief.com

Besuch der befreiten christlichen Ortschaften in der Niniveh-Ebene

Mit einer Delegation von Politikern, Jurnalisten und Klerikern besuchten wir am 30.10.2016 die befreiten christlichen Ortschaften der Niniveh-Ebene; Bartella, Karamles und Qaraqosh, die grösste christliche Stadt des Iraks. Dort hielten wir unter der Leitung des syrisch-katholischen Bischofs die erste Messe seit der Eroberung der Stadt vor mehr als 2 Jahren. Es war ein historischer Moment und wichtiger Schritt für die Christen im Irak! ARAMAIC RELIEF International unterstützt die vertriebenen Bewohner dieser Region seit 2,5 Jahren mit humanitären Hilfsprojekten. Wir setzen diese wichtigen Projekte mit aller Kraft fort und werden den Familien beim Wiederaufbau tatkräftig zur Seite stehen! Helfen Sie uns, diesen Menschen ihr Zuhause wieder aufzubauen.

 

Ankunft der 10 Tonnen Hilfsgüter aus der Schweiz in Duhok, Nordirak

Ankunft der 10 Tonnen Hilfsgüter (Kleider, Decken) aus der Schweiz in Duhok, Nordirak.
Nach 9-tägiger Reise erreichte Heute der Lkw den Nordirak. Nachdem wir alle Kisten entladen haben, begannen wir sofort mit der Sortierung und Verpackung der Güter. In den kommenden Tagen werden wir die Kleider und Decken an die vertriebenen und notleidenden Familien aus der Niniveh-Ebene verteilen. Wir halten euch mit Bild- und Videomaterial auf dem Laufenden. Im Namen von ARAMAIC RELIEF International bedanken wir uns herzlichst bei allen Spendern und Helfern, die bei diesem wichtigen Hilfsprojekt mitgewirkt haben. Auch weitere Lebensmittelverteilungen werden wir in diesen Tagen vornehmen.

Arrival of the 10 tons relief goods (clothes, blankets) from Switzerland in Duhok, northern Iraq. After we unloaded all the boxes, we started to sort and pack the clothes and blankets, which will be distributed in the comming days to the displaced families from the niniveh plain. Thank you all!

10 Tonnen Kleidung und Decken unterwegs in den Nordirak

Zeitgleich mit dem Beginn der Befreiung Mosuls im Nordirak, transportieren wir zum 4. Mal Hilfsgüter in die betroffene Kriegsregion. Total 10 Tonnen Kleidung und Decken haben wir in den letzten Wochen gesammelt und am 17.10.2016 per LKW verschickt. Diese dringend benötigten und wärmespendenden Hilfsgüter haben wir den notleidenden Familien im Nordirak verteilt.
Im Namen von ARAMAIC RELIEF International bedanken wir uns herzlichst bei allen Spendern und Helfern, Ihr habt dieses wichtige Projekt erst möglich gemacht! 

Weitere Sachspenden (Kleidung, Decken, Stofftiere etc.) können weiterhin bei uns im Lager (Langgasse 40, 6340 Baar) abgegeben werden. Schreiben Sie uns: info@aramaicrelief.com

20 Tonnen Schweizer Hilfsgüter unterwegs nach Syrien

 

WINTERHILFE – Kleidersammlung für Kriegsopfer in Syrien – 20 Tonnen unterwegs nach Syrien
Insgesamt konnten wir während des Monats Oktober 20 Tonnen warme Winterkleider, Schuhe und Decken für Kriegsopfer in Syrien sammeln. Die Hilfsgüter sind bereits unterwegs nach Syrien. Mitte November erwarten wir die Ankunft. Anschliessend werden sie durch unser ARAMAIC RELIEF-Team direkt vor Ort den intern deplatzierten und kriegsgeschädigten Familien übergeben. Herzlichen Dank allen Spendern und ganz besonders allen Volunteers, die während 3 Tagen ganze 20 Tonnen Kisten bearbeitet und in zwei LKW’s verladen haben. Wir halten Sie über die Verteilungen auf dem Laufenden.
VIDEO – Kleidersammlung für Kriegsopfer in Syrien – Winterhilfe mit 20 Tonnen by ARAMAIC RELIEF 

SRF-Reportage über ARAMAIC Relief International

Hier gelangen Sie zum Artikel auf der Seite des SRF.

Syrien: «Die Menschen, die bleiben, sind Helden»

Die Schweizer Kleiderspenden des Hilfswerks Aramaic Relief sind angekommen: Die Winterkleidung soll im Nordirak 10’000 Flüchtlingen durch die kalte Jahreszeit helfen.

Millionen Syrer sind auf der Flucht vor einem gnadenlosen Bürgerkrieg. Aber es gibt auch Menschen, die in ihrer Heimat ausharren. Ihr Leben ist ein einziger Ausnahmezustand. Severiyos Aydin ist Schweizer mit aramäischen Wurzeln. Und einer der wenigen, die es wagen, vor Ort Hilfe zu leisten.

Vollständig zerstörter Strassenzug in der Altstadt der syrischen Stadt Homs. Ein Mann auf einem Fahrrad fährt die Strasse entlang.
Bildlegende:Im Trümmerhaufen im syrischen Homs zu leben, verlangt den Menschen Unglaubliches ab. KEYSTONE

Es ist eine der grössten humanitären Krisen der Nachkriegsgeschichte. 250’000 Tote, viele davon Zivilisten, eine Million Verletzte und bald fünf Millionen auf der Flucht, so bilanzierte die Uno Ende März. Während die Hilfebedürftigen an den Aussengrenzen der Europäischen Union mit den Eigenheiten des europäischen Flüchtlingsbegriffs ringen, kämpfen die zurückgebliebenen Syrer mit einer Heimat, die in Schutt und Asche liegt.

 

«Ein riesengrosser Trümmerhaufen»

Die meisten Hilfswerke haben sich zurückgezogen, auch Journalisten sind kaum mehr vor Ort. Einer der wenigen, die in dieser Hölle Hilfe leisten, ist Severiyos Aydin. Der Schweizer mit syrischen Wurzeln hat im Januar 2013 das Hilfswerk «Aramaic Relief International» gegründet.

Zweck seiner Hilfsorganisation ist die Direkthilfe für Menschen in Gebieten, wo der Arm der internationalen Gemeinschaft nicht mehr hinreicht. Gerade letzte Woche hat Aydin die syrische Stadt Homs und die umliegenden Ortschaften Sadad (5 km vom IS entfernt), Zaidal, Fairuza und Meskene besucht. Was er erzählt, ist erschütternd.

«Es handelt sich in allen Fällen um Orte, die lange umkämpft waren,» erzählt Aydin. Wie zum Beispiel die Grossstadt Homs. Sie war fast drei Jahre lang Ort unbarmherziger Gefechte, heute gleicht sie einem riesengrossen Trümmerhaufen.» Das Ausmass der Zerstörung sei gigantisch, selbst die historische Altstadt wurde nicht verschont.

Ohne Hilfe flüchten auch diese Menschen

In der Ferne sind ständig Detonationen zu hören, hin und wieder explodieren auch Granaten in der Region. Zwar fühle man sich dank der vielen Checkpoints und der Militärpräsenz von Assads Truppen relativ sicher, sagt Aydin, gefährlich bleibe die Gegend dennoch.

Die genauen Zahlen derjenigen, die zurück geblieben sind, kennt niemand. Aydin spricht von einer halben Million Menschen. «Als ich letzte Woche dort war, sah ich sehr viele Menschen, die ihrem Alltag nachzugehen versuchten. Das war sehr eindrücklich.»

„Wenn sich die Lage verschlechtert, werden auch diese Menschen gezwungen sein, das Land zu verlassen.“

Ihre grösste Sorge gelte dem Fortgang des Krieges, der eigenen Sicherheit und der humanitären Situation. «Wenn sich die Lage verschlechtert, werden auch diese Menschen gezwungen sein, das Land zu verlassen», sagt Aydin im Interview mit SRF News.

 

Eine enorm grosse Liebe zur Heimat

Was diese Menschen von jenen unterscheidet, die sich für die Flucht entschieden haben, sei eigentlich nicht zu beantworten, sagt Aydin. Da würden auch geografische, wirtschaftliche und politische Gründe eine Rolle spielen.

«Ich kann von den Menschen erzählen, die ich kürzlich in Homs getroffen habe. Als Christ beschäftige ich mich auch stark mit der Verfolgung der Minderheiten im Nahen Osten. Diese leiden nebst dem brutalen Konflikt auch unter eine starken Verfolgung durch islamistische Terrorgruppen.»

Und trotzdem würden viele von Ihnen im Land bleiben. Selbst solche, die den Schergen der Terrormiliz bereits einmal in die Hände gefallen waren. «Sie erzählen mir immer wieder von ihrer enorm grossen Liebe zur Heimat und von der Angst vor der Flucht in die Ungewissheit», sagt Aydin. Sie hätten Vertrauen in eine baldige Besserung. «Das ist heldenhaft und für uns nur schwer zu verstehen», fügt Aydin hinzu, «umso wichtiger ist es, sich für diese Menschen vor Ort einzusetzen.»

Aydins Organisation kooperiert mit lokalen Partnern, namentlich dem humanitären Arm der syrisch-orthodoxen Kirche. Zu den Projekten gehören Soforthilfen für intern umplatzierte Familien. Mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Obdach, Medizin und Finanzierung von Notoperationen.

Auch unterstützt die Organisation Familien beim Wiederaufbau der zerbombten Wohnungen, sofern dies noch möglich ist. «Den anderen Familien helfen wir mit Mietwohnungen durch Finanzierung der Monatsmieten», erklärt Aydin. Auch die Jugend liegt «Aramaic Relief» am Herzen.

Zur Zeit sei Schulbeginn, erzählt der junge Mann. Also hätten sie in den letzten 2 Wochen 700 Kinder mit Schulmaterial, Schulbüchern und Schultaschen ausgerüstet. Den Studenten hilft die Organisation bei den Fahrtkosten und mit den Universitätsgebühren, so dass sie weiterhin ihrem Studium nachgehen können. Zudem unterhält «Aramaic Relief» ein Waisenkinder-Projekt.

 

Hoffen auf Menschen in der Schweiz

Aydins grösster Wunsch ist es, dass man diese Menschen nicht vergisst. Nicht die Bürger Europas, aber auch deren Politiker nicht. «Der Winter steht vor der Tür», führt Aydin aus, «das wird wieder für viele Menschen in Syrien, aber auch im Nordirak, wo wir tätig sind, eine sehr schlimme Zeit.»

Dafür würden sie im Moment neue Projekte lancieren. Projekte, die sich ohne fremde Hilfe nicht realisieren liessen. Severiyos Aydin rechnet auch fest mit den Menschen aus seiner Wahlheimat, der Schweiz.