Die Aramaic Relief Hilfsorganisation ist von ihrem humanitären Einsatz in Syrien zurück. Der Flawiler Arsel Thuma (41) spricht über seine Eindrücke.
Erst vor einer Woche ist das 4-köpfige Team der Aramaic Relief Hilfsorganisation von einem humanitären Einsatz in Syrien zurückgekehrt. Es besuchte während zwei Wochen Homs, Aleppo und Latakia. Das Team führte dort diverse Lagebeurteilungen durch, begutachtete laufende Projekte und koordinierte weitere Hilfs- und Entwicklungsprojekte für Kriegsopfer. «Viele Gebiete sind inzwischen befreit, doch die Spuren des Krieges sind allgegenwärtig, die Zerstörung ist apokalyptisch», so Arsel Thuma, Botschafter der Aramaic Relief.
Die Schwerpunkte des Einsatzes der Aramaic Relief waren die Eröffnung eines Trauma-Heilungszentrums in Aleppo und die Eröffnung eines Bildungszentrums in Latakia. Zudem realisierte das Team ein Waisenkinder-Projekt und lancierte ein neues «Hilfe zur Selbsthilfe» – Programm für den Aufbau von 50 Kleinunternehmen in Homs und Aleppo. «Wir haben uns mit den Betroffenen an einen Tisch gesetzt und gemeinsam Lösungen ausgearbeitet», so Thuma weiter. Die Opfer des Krieges hätten Vorstellungen und Ideen, wie sie ihre Heimat und die Wirtschaft wider aufbauen wollen, jedoch würden ihnen die finanziellen Mittel dafür fehlen.
«Ganze Häuserblocks sind zerbombt»
«Mich begeistert, dass die Leute trotz den Missständen vor Ort sehr zuvorkommend waren.» Traurig hingegen: «Man hat uns oft gesagt, dass wir die einzige Hilfe seien, die sie überhaupt bekommen», sagt der Flawiler. Für das Team eine traurige Tatsache, denn es scheine für Leute vor Ort, die Welt habe die zerstörten Gebiete vergessen. «Ganze Häuserblocks sind zerbombt und die Armut konnte man überall spürbar miterleben.» Für den 41-Jährigen war das ein Schockmoment, denn aus dem wohlbehüteten Leben der Schweiz in ein derart zerstörtes Gebiet zu kommen öffne einem die Augen. «Man lernt zu schätzen, was man hat und es nicht als selbstverständlich wahrzunehmen, dass wir in der Schweiz diesen Komfort geniessen dürfen.»
Arsel Thuma weiss, wovon er spricht. Er ist zwar in Flawil aufgewachsen, es hätte aber auch anders sein können. «Ich kam im Alter von acht Monaten in die Schweiz. Wir sind Aramäer und unser Volk hat kein eigenes Land.» Die Familie sei Syrisch Orthodox. Seine Eltern lebten als religiöse Minderheit in der Südtürkei und hätten sich dann für ein sicheres Leben in der Schweiz entschieden.
Die persönliche Motivation für Hilfseinsätze ist mit der Zeit gewachsen, erklärt Thuma: «Ich wollte mithelfen, am Anfang mit Spenden, aber jetzt, nach meinem ersten Einsatz ist für mich klar, dass ich bei weiteren Einsätzen dabei sein werde», so Thuma weiter.