EINLEITUNG
ARAMAIC RELIEF International reiste am 19. September 2013 zum zweiten Mal in den Nahen Osten, um die Hilfeleistung für syrische Flüchtlinge fortzusetzen.
Die Notlage der Menschen in Syrien ist erschreckend. Es fehlt an allem. Lebensmittel sind nur schwer zu bekommen, beziehungsweise sind die Preise dafür enorm gestiegen. Die Menschen verfügen kaum noch über Geldreserven. Viele sind in Eile und nur mit den nötigsten Dingen geflohen und besitzen nicht mehr als ihre Kleider. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen und Arbeitsplätze gibt es so gut
Fahrt nach Amman, Jordanien
wie keine mehr. Nach mehr als zwei Jahren Bürgerkrieg haben die Menschen ihre Sparrücklagen aufgebraucht. Zu den Hauptaktivitäten von ARAMAIC RELIEF International zählen Lebensmittelverteilungen an besonders betroffene Flüchtlingsfamilien in und ausserhalb Syriens, Bereitstellung von Hygieneartikel, Einrichtung und Organisation von Schlafplätzen für deplatzierte Familien. Dabei kooperieren wir mit unseren lokalen Partnern vor Ort.
Diesmal machten wir uns auf den Weg nach Amman, Jordanien.
BERICHT AMMAN, JORDANIEN
In Amman, Jordanien wurde von der lokalen syrisch-orthodoxen Kirchengemeinde ein ehemaliges Kloster zur Verfügung gestellt, um dort die syrischen Flüchtlingsfamilien aufzunehmen und zu versorgen. Der Priester Ammanuel Istifan koordiniert mit seiner Betreuerkommission die
gesamte Unterstützung der Flüchtlinge. Sie richten Schlafplätze ein, versorgen sie mit Lebensmittel und Hygieneartikel und bieten ihnen Zugang zu medizinischer Hilfe. Jeden Tag erreichen weitere Familien die Hauptstadt Jordaniens und melden sich beim Priester Ammanuel. Er ist
bis über die Grenzen hinaus bekannt für seinen wohltätigen Einsatz. Schon während dem Irak-Krieg betreute er hunderte Flüchtlinge, welche in Jordanien Zuflucht suchten. Ohne fremde Unterstützung ist ein langfristiger Aufenthalt in Jordanien unmöglich, das Land ist im Gegensatz
zu Syrien extrem teuer und die Ersparnisse der Familien reichen meist nur wenige Wochen aus. Wir besuchten die Flüchtlingsfamilien täglich und führten lange Gespräche, sie erzählten uns von ihrer Flucht, vom Leben vor dem Krieg und von der jetzigen Situation in Syrien. „Wir sind froh in Sicherheit zu sein und haben wenigstens ein Dach über dem Kopf“, betonte ein junger syrischer Christ. Mit tränenden Augen schilderte eine junge Mutter ihre Erlebnisse; „Unbeschreibliche Brutalität und herzlose Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, Hunger, Leid und Terror, ist alltäglich!“ betonte sie. Der Krieg hat nicht nur die gesamte Infrastruktur, das Stromnetz, die Lebensmittelversorgung und die Wirtschaft zerstört, sondern auch das Leben von Millionen jungen Syrern die nichts anderes wollten als ihr Studium oder ihre Ausbildung in Frieden zu absolvieren, um eines Tages auf eigenen Beinen stehen zu können und dieser Welt etwas zurückzugeben. Jetzt sitzen sie da, vertrieben in alle Himmelsrichtungen dieser Erde und blicken in eine unsichere Zukunft, getrübt von Angst und Trauer, was bleibt ist ein Funken Hoffnung auf Frieden in ihrer einst so schönen Heimat.
„NUR WEIL WIR CHRISTEN SIND!“
Spätestens seit der Entführung der beiden christlichen Erzbischöfe Gregorios Yohanna Ibrahim, und seinen griechisch-orthodoxen Amtsbruder Bulos Jasidschi aus Aleppo, und seit dem jüngsten Angriff auf das bedeutende christliche Wahlfahrtsdorf Maalula, ist weitaus bekannt, dass sich dieser Krieg zu einem religiös motivierten Konflikt entwickelt hat. „Kirchen und Klöster werden niedergebrannt, ganze
Institutionen zerstört, Familien zerstreut und aus dem Land ihrer Vorväter vertrieben!“ klagt der syrisch-orthodoxe Patriarch, in seinem Abschlusskommunique der alljährlichen heiligen Synode im Libanon.
Fundamentalistische Gotteskrieger (Jihadisten) strömen aus der ganzen Welt nach Syrien. Sie haben sich unter die oppositionellen Rebellengruppen gemischt, um gegen Präsident Assad zu kämpfen, der selbst der Alawitischen Minderheit angehört, mit dem Ziel einen Gottesstaat zu errichten, darin haben Christen und andere ethnische Minderheiten wie Drusen, Juden, Jesiden etc. keinen Platz. Viele Flüchtlinge erzählten uns von gezielten Anschlägen gegen christliche Einrichtungen und
Entführungen. „Wir hatten früher in Syrien nie religiöse Konflikte, es herrschte Religionsfreiheit. Jeder konnte seinem Glauben in Frieden nachgehen und respektierte den anderen. Heute werden wir mit Folter, Zwangskonvertierung und mit dem Tod bedroht, nur weil wir Christen sind!“ erklärten sie uns.
Jeder erzählte seine eigene Geschichte
PROJEKTBESCHRIEB
ARAMAIC RELIEF International stellte für ca. 170 Flüchtlinge (60 Familien) Lebensmittelpakete und Hygieneartikel bereit. Zudem finanzierten wir einen grossen Wassertank für eine langfristige Trinkwasserversorgung. Um eine anhaltende Unterstützung zu gewährleisten, haben wir zwei aktive Helfer vor Ort bestimmt, welche in
Kooperation mit der lokalen Betreuerkommission unsere Hilfstätigkeiten in Amman weiterführen. Dazu haben wir bereits ein Shelter-Programm gestartet für die Suche und Bereitstellung von weiteren Schlafplätzen. Zudem werden alle neuen ankommenden Flüchtlinge direkt mit einem ersten Hilfspaket versorgt.